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„Kleines Haus“ nur für die Ausgewählten

Julius Zeyer, František Bílek und Otokar Březina

Das Haus des Bildhauers, Graphikers, symbolistischen Mystikers und des „Narren“ František Bílek in Chýnov/Cheynow wurde an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zum wichtigen Treffpunkt tschechischer Künstler, deren Werke (neo-)romantische Züge aufwiesen. Zu Bílek kamen Zdenka Braunerová, Jakub Deml und vor allem Julius Zeyer und Otokar Březina.

Julius Zeyer wird in südböhmischen Zusammenhängen als „der beste vom Kleeblatt von Vodňany“ empfunden. In einem bestimmten Maße mit Recht, denn Zeyer mußte sich in Vodňany mit František Heresit und Otakar Mokrý verstehen, weil er keine andere Wahl hatte. Ihr Treffen kam zufällig zustande, und deshalb existierte die Bekanntschaft. Dagegen ermöglichte ihm Bíleks Villa in Chýnov/Cheynow solche Treffen, die seinem dichterischen und ästhetischen Naturell wirklich entsprachen.

Der erste Besuch Zeyers bei Bílek (es wurde von ihrer charmanten Beschützerin Zdenka Braunerová veranstaltet) fand am 5. August 1896 statt. In Prag galt Bílek damals nur als „Idiot und Narr“.

„Die ein paar Stunden, die ich mit Ihnen verbrachte, vergesse ich nie. Sie haben mich tief ergriffen, ich verehre und liebe Sie...Es ist für mich eine heilige Erinnerung.“

Der Brief von Julius Zeyer an František Bílek vom 8. August 1896

 

„Glauben Sie mir, es ist wie in einem Traum, wenn ich mich an Bílek erinnere. Dieser Mensch könnte auf mich einen segensreichen Einfluß haben, ein Geschenk Gottes wäre es für mich...Im Herbst muß ich ihn für eine längere Zeit zu mir bitten. Am Tag werden wir arbeiten, an den langen Abenden dann erzählen oder gemeinsam schweigen. Und in diesem „gemeinsamen Schweigen“ ist so viel!“

Der Brief von Julius Zeyer an Zdenka Braunerová vom 8. August 1896

 

Zeyers opus magnum bearbeitet Drei Legenden über den Kruzifix. Bíleks Hauptwerk ist ein Schnitzwerk „Der Gekreuzigte“ in der Prager Kathedrale. Ist das nur ein Zufall?

„Mein Lieber, wenn es sich darum handelte, zu sterben, würde ich zu Ihnen kommen.“

Der Brief von Otokar Březina an František Bílek vom 2. Februar 1906

 

František Bílek illustrierte Březinas Sammlungen. Auch diese zwei - der Bildhauer und der Dichter - mußten sich finden. Obwohl sie sich mit anderen Mitteln äußerten, waren sie gleicher Natur. Im bezaubernd genauen Verstehen der unseren Geist übersteigenden Tatsachen, als auch in der Unschärfe der Wahrnehmung unseres irdischen Daseins. Vor allem zweiteres beeinflußte ihr ähnlich unglückliches Irren in den kirchlich-religiösen Angelegenheiten.

Auswahlbibliographie von Julius Zeyer:
Ondřej Černyšev, 1875
Novely, 1879, 1884
Román o věrném přátelství Amise a Amila, 1880
Báje Šošany, 1880
Vyšehrad, 1880
Jan Maria Plojhar, 1888, 1891
Letopisy lásky I-IV, 1889-1892
Neklan, 1893
Dům u tonoucí hvězdy, 1894, 1897
Tři legendy o krucifixu, 1895
V soumraku bohů, 1895
Karolinská epopeja, 1896
Radúz a Mahuléna, 1896
Zahrada mariánská, 1897, 1898

Auswahlbibliographie von Otokar Březina:
Tajemné dálky, 1895
Svítání na západě, 1896
Větry od pólů, 1897
Stavitelé chrámů, 1899
Ruce, 1901
Hradba pramenů, 1903
Skryté dějiny, 1931

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