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Missionär und Landschaft oder Wandern mit kleiner Glocke

Albert Chanovský

Die Wortverbindung „die Rekatholisierung nach der Schlacht auf dem Weißen Berg“ empfinden wir nach Jahrhunderten immer noch als abstoßend, und dabei sind wir uns nicht bewußt, daß wir in einem schwarz-weißen Stereotyp leben. Damals handelte es sich nämlich nicht nur um Machtdruck, Staatsedikte, gewaltige Dragonaden und Verhöre vor Amtkommissionen. Als Rekatholisierung können wir auch die kulturelle Ameisenarbeit zahlreicher katholischer Geistlichen im moralisch reinen und aufrichtigen Kampf um die Seele der Nächsten bezeichnen. Das klassischste Beispiel dieses Missionartyps ist der Jesuit Albert Chanovský. Bewußt knüpfte er an das alte, noch spätmittelalterliche Bemühen der Franziskaner „Gottesnarren“ und ihrer Nachfolger von den Weltpriestern an. Diese wanderten schon seit Anfang des 16. Jahrhunderts durch die südböhmischen Dörfer (z.B. Jan Bosák von Vodòany in der Umgebung von Bechynì und Jindøichùv Hradec/Neuhaus, Martin Strakonický, der „heilige Priester aus Stra¹ín“, im Prachiner Kreis), und mit Hilfe ihrer Armut und ihres persönlichen Charismas führten sie einen Kampf gegen antichristliche Stereotype in den Seelen derer, die sie unterwegs trafen. Zweiteren lernte Chanovský persönlich kennen, und von ihm inspiriert, verbrachte er fast die Hälfte seines Lebens mit Reisen durch das Prachiner Gebiet und Plzeò/Pilsen.

Er war dabei kein geistiger Dilletant oder psychiatrischer Fall (wie ihn einige heute wahrscheinlich klassifizieren möchten), er bekam eine gute Ausbildung am Prager Jesuitenkolleg, und in Èeský Krumlov/Krumau wurde er sogar zum Rektor. Es ist aber interessant, daß er dieses Amt nach einem fast denkmalschützerischen Streit verlor, und zwar nach einer zwar gut gemeinten, aber eigenwilligen Beschädigung des Rosenberger Grabsteines in der Veitskirche in Èeský Krumlov/Krumau.

In den lateinischen Schriften, die er hinterließ, widmete sich Chanovský vor allem den Methoden der Pastorarbeit. Mindestens eine davon ist von hoher literarischer Qualität. Sein posthum herausgegebenes Werk „Vestigium Bohemiae Piae/Die Spuren des frommen Böhmens“ (1658) besteht aus Fragmenten von Geschichten, die er während seiner Reisen hörte, und aus dem Geist der Landschaft, die er mit eigenen Fußsohlen sehr intim kennenlernte. Der Prachiner Kreis und bzw. das ganze Königreich Böhmen werden in seiner Interpretation zur lebenden Landschaft von Gottes Warnungen und Gnaden, voll von wunderbaren Quellen und vertrauten heiligen Orten. Gott und seine Mutter sind nicht weit, öffnet euere Herzen, und ihr findet ihn wahrscheinlich nur ein kleines Stück von ihrer durchgetretenen Schwelle oder in einem winzigen Wassertropfen. Das ist die Botschaft Chanovskýs, hört zu!

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